11.03.2006 – “Ungläubiger” Bierdrinker
Wenn man stundenlang im Flugzeug sitzt und die Zeit totschlagen muss und dann doch nicht recht schlafen kann, ist es ratsam, mal das ein oder andere Bierchen zu sich zu nehmen. Bei den meisten muslimischen Fluggesellschaften wie auch der Kuwait Airlines gibt’s aber kein Alkohol an Bord. Denn die sind alle strenggläubig, und Allah hat’s nun mal verboten. Doch darauf ist der “ungläubige” Hatsche natürlich schon vorbereitet. Denn der fliegt ja nicht zum ersten Mal mit den Kuwaities und hat sich deshalb am Duty-Free im Flughafen mit Becks Gold Dosenbier eingedeckt. Neben mir sitzt Frank aus München, der mit einer Reisegruppe nach Indien fliegt. Der ist auch wie ich ein “Ungläubiger” Bierdrinker, besser gesagt, genau wie ich ein unheimlicher Bierdrinker. Und so lassen wir uns den Gerstensaft schmecken. Den Steward, der uns bedient, interessiert das wenig. Vielleicht hätte der insgeheim auch gern mal eins getrunken. Die Stewardess, die später zum Abräumen kommt, ermahnt uns jedoch: “Sorry Mister, it’s not allowed to drink beer … but if you hide it, it’s ok.” Zu gut Deutsch: “Wenn Allah es nicht sieht, kannst du tun und lassen, was du willst.”
12.03.2006 - Ankunft
In Kuwait zeigt sich, dass der verspätete Abflug in Frankfurt sich eher positiv ausgewirkt hat, da die Transitzeit zum Anschlussflug praktisch entfällt. Bin noch nie so schnell von dem einen Flieger raus und in den nächsten rein. Auch das Klima im Flugzeug hat sich deutlich gebessert. Sind von Frankfurt nach Kuwait noch sehr viele "ernst" dreinblickende Muslime mitgeflogen, von denen die Frauen teilweise komplett vermummt waren, so ist die Maschine nach Manila bis auf den letzten Platz gefüllt mit jungen Filipinas, die alle in Kuwait als Gastarbeiterinnen tätig sind. Die sind alle guter Dinge, da sie nach jahrelanger Arbeit in der Fremde mal wieder nach Hause kommen.
Ankunft in Manila: 16:30 Uhr Ortszeit. Habe jedoch keine Lust im Moloch Manila zu übernachten. Von hier aus heute noch gut mit dem Bus zu erreichen ist Angeles, das 80 km nördlich von Manila liegt. Hier hatten die Amerikaner bis vor 15 Jahren einen Militärflughafen, den Clark Air Base, von welchem man auch noch heute Inlandsflüge machen kann. Habe den neuen Reiseführer von Jens Peters dabei. In dem ist wirklich gut beschrieben, wie man vom Flughafen in Manila in die Stadt kommt, ohne die teuren Taxis in Anspruch nehmen zu müssen. Mit zwei Jeepney-Fahrten zum Five Star Busterminal und zwei Stunden Busfahrt komme ich schon um 19:30 Uhr in Angeles an. Auch das Hotel von vor zwei Jahren steht noch an derselben Stelle. Früher hieß es Lafayette und war blau angestrichen, jetzt heißt es Bluefields und ist rot – warum auch immer.
13.03.2006 - Angeles
Habe mir heute ein Ticket für den Seair-Flug von der Clark Air Base nach Cebu gekauft (3744 Peso, ca. 50 Euro). Morgen früh geht's los. Von Cebu werde ich dann mit der Fähre zur Nachbarinsel Bohol fahren. Dort treffe ich dann meinen Bekannten Hermann, der dort mit seiner Frau und seinem Sohn lebt. Habe ihn gestern telefonisch kontaktiert. Auf den Philippinen ist es immer gut, ein Handy dabei zu haben. Habe auch ein altes von daheim mitgenommen und mir hier für ein paar Euro eine SIM-Karte gekauft und aufgeladen.
14.03.2006 - Über die Insel Cebu nach Bohol
Ich werde heute nach Bohol fliegen. Nach dem Einchecken auf dem ehemaligen Militärflugplatz der Amis (erinnert irgendwie an die Dolan Barracks in SHA-Hessental) werfe ich zunächst einen Blick auf das Fluggefährt, das mich sicher nach Cebu bringen soll. Cebu liegt ca. 300 km südlich von Angeles. Die zweimotorige Propellermaschine vom Typ Dornier 328 macht tatsächlich einen flugtauglichen Eindruck, ist mit ca. 30 Personen ausgebucht und hinterlässt beim Start einen so großen Rückstoß, wie ich es von keinem Düsenjet her kenne.
Der Flug nach Cebu wird noch unterbrochen durch eine Zwischenlandung in Caticlan auf der Insel Panay. Hier steigen die meisten Fluggäste aus mit dem Ziel der nahegelegenen Ferieninsel Boracay. Wollte ursprünglich auch hier einen Stop einlegen, da es auf Boracay einen Strand geben soll, der zu den Top 3 der Welt gehört. Beim Vorbeiflug der Insel lässt sich das auch gut erahnen, und es ist mir klar, warum alle hier aussteigen. Hermann hat mir jedoch tags zuvor von Boracay abgeraten, da es dort sehr touristisch und teuer sein soll. Außerdem gäbe es in Bohol mindestens genauso schöne Strände wie hier. Na ja, vielleicht bleibt ja auf dem Rückweg noch Gelegenheit, ein paar Tage hier zu verbringen.
Vom Flughafen Cebu auf Mactan Island bis zum Pier 1, von wo aus die Fähren ablegen, sind es ca. 15 km. Die Taxis direkt am Ausgang wollen aber alle 375 Peso, was mir übertrieben teuer erscheint. Gehe deshalb mit dem Rucksack per Pedes Richtung Ausgang des Flughafengebäudes, um nach öffentlichen Verkehrsmitteln zu suchen. Noch bevor ich den Ausgang erreicht habe, hält ein leeres Taxi neben mir und bietet dieselbe Fahrt für 200 Peso an, worauf ich sofort einwillige. Der Taxifahrer, der mich zunächst für einen Army-Soldaten hält, gibt mir noch unaufgefordert einen Minikurs in Visaya, der Umgangssprache der Leute hier. Vor allem ist ihm wichtig, mir Worte beizubringen, mit denen man philippinischen Frauen imponieren kann. Der hat mich doch tatsächlich für zehn Jahre jünger geschätzt. Leider kann ich mir von den vielen Worten bis zum Abend nur noch zwei merken, die ich mir dann auch notiert habe: "QUAPA" bedeutet "beautiful" und "QUAPO" "handsome". Also Jungs unter 30 oder knapp darüber: Merkt euch diese Worte, wenn ihr mal auf die Philippinen kommt!
Am Pier 1 besorge ich mir ein Ticket für 520 Peso mit dem OceanJet nach Tagbilaran, der Hauptstadt der Insel Bohol. Leider ist vor Kurzem eine Fähre raus, sodass ich weitere 3,5 Stunden auf die nächste warten muss. Doch das ist pünktlich und bringt mich in 90 Minuten nach Tagbilaran, wo Hermann auch schon am Pier auf mich wartet. Er wohnt etwas außerhalb der Hauptstadt in einem kleineren Ort, wo er sich ein Haus gebaut hat. Das liegt in einem schönen Palmenhain nicht weit vom Meer entfernt.
15.03.2006 - Tagbilaran/Bohol
Bin heute mal mit Hermann nach Tagbilaran reingefahren. Er hat mir die Stadt gezeigt und wie ich mich hier zurechtfinde. Auch ein paar Bekannte von ihm haben wir bei einem "Feierabendbier" getroffen. Leider musste sein einjähriger Sohn heute wegen einer Infektion ins Krankenhaus. Er hat hohes Fieber bekommen, weil er wohl unreines Wasser getrunken hat.
16.03.2006 - Tagbilaran/Bohol
17.03.2006 - Ausflug nach Panglau
Gleich neben Tagbilaran liegt die ca. 20 km große Ferieninsel Panglao, die man über eine Brücke erreichen kann. Dort gibt's einige Touristenstrände, unter anderem den Alona Beach, wo wir heute mal hinfahren wollen. Gestern soll es dort etwas schwierig gewesen sein hinzukommen, da die Staatspräsidentin Gloria dort einen Empfang für die neuseeländische Präsidentin gegeben hat. Dazu wurden sogar die sonst stark beschädigten Straßen neu geteert.
Der Schweizer Zaki holt uns mit seinem VW Käfer ab. Zaki verbringt die meiste Zeit des Jahres auf den Philippinen. Der vierte im Bunde ist Jürgen aus Hessen. Der wohnt schon zehn Jahre hier und hat sich spezialisiert auf das Verwursten von Fleisch. Er beliefert hauptsächlich Gaststätten hier in der Gegend und in Cebu. Am Alona Beach stoppen wir zunächst bei Beat, einem weiteren Schweizer "Frührentner" mit nicht mal 40 Jahren. Der gibt uns spontan ein Bier aus.
Der Alona Beach ist ein wunderschöner Sandstrand, wie man ihn nur von Postkarten kennt. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Zwar hat der Tourismus hier auch schon Einzug gehalten, doch größere Hotelanlagen gibt's hier noch nicht. In der Tauchschule "Peter's House", die der Schwabe Giso managed, reserviere ich für die nächsten Tage ein Zimmer direkt am Strand in einem größeren Bambushaus für 650 Peso (ca. 10 Euro).
18.03.2006 - Genesis Divers
Am Vormittag fahre ich mit dem Jeepney nach Tagbilaran. Habe meine sieben Sachen gepackt, da ich ja nach Panglao rüber will. Zuvor mache ich einen Abstecher im "Bohol Tours&Travel", wo ich für übernächste Woche einen Rückflug nach Manila buche. Die Fahrt zum Alona Beach ist etwas unbequem, da in den Jeepneys so viele Leute reingequetscht werden wie irgend möglich. Ölsardinen in der Dose haben bestimmt mehr Platz als die Passagiere hier. Dafür kostet's halt nur 30 Peso (50 Cent).
Habe selten eine so tolle Unterkunft gehabt wie hier in Peter's House (Genesis Divers). Gut, dass heute Samstag ist. Denn samstags ist immer Stranddisco in der Oops Bar. Bin mit den Jungs von der Tauchschule dorthin gegangen. Bis in die frühen Morgenstunden haben wir dann doch etliche SMB (San Miguel Beer) vernichtet.
19.03.2006 - Tauchen am Hausriff
Nach einer viel zu kurzen Nacht schaffe ich es doch gegen 10 Uhr aufzustehen. Glücklicherweise gibt's hier ein sehr gutes Müsli und selbstgebackenes Brot. Das habe ich auch bitter nötig, denn um 11 habe ich mich für einen Tauchgang eingetragen. Der Guide am Hausriff ist heute René aus Karlsruhe. Der sieht auch nicht viel besser aus als ich, haben dem die SMB gestern genauso gut gemundet wie mir. Doch bei dem einen Tauchgang belassen wir es für heute. Nur kein Stress im Urlaub.
20.03.2006 - Tauchen
Ich war heute mit den "Genesis Divers" (www.genesisdivers.com) zum Tauchen. Der Tauchguide heute war Luew aus Bremen. Mit dabei war noch Katrin aus Karlsruhe.
21.03.2006 - Tauchen
Nochmal zwei Tauchgänge mit den Jungs von Genesis Divers. Am Ende des ersten Tauchgangs ist uns eine Seeschlange begegnet, die an die Oberfläche geschwommen ist, um Luft zu holen. Auf dem Weg nach unten ist die nur einen Meter an mir 'vorbeigezischt'. Mein Tauchlehrer René meinte später, die sind absolut ungefährlich, wenn man sie in Ruhe lässt. Wenn sie jedoch zubeißt, schaffst du es nicht mehr bis auf zehn zu zählen, so giftig sind die (Schluck!).
22.03.2006 - Chocolate Hills
Habe mir heute mal für 400 Peso ein Moped gemietet und einen Teil der Insel Bohol abgefahren. Vor allem wegen der "Chocolate Hills". Das sind exakt 1268 Hügel, alle so 30 bis 50 Meter hoch. Zum Ende der Trockenzeit verdorrt das Gras und färbt sich schokoladenbraun. Momentan sind die jedoch fast alle grün, da es in den letzten Monaten viel geregnet hat.
Über die Entstehung streiten die Geologen sich noch heute, weswegen ich darauf nicht näher eingehen will. Da klingt die Geschichte der Einheimischen über die Entstehung viel wahrscheinlicher:
Arugo, ein junger und ungewöhnlich kräftiger Riese, verliebte sich in Aloya, eine ganz gewöhnliche Sterbliche. Nach ihrem Tod weinte Arogo bitterlich. Der Beweis seiner tiefen Trauer sind die Chocolate Hills, denn die Tränen wurden zu Hügeln.
23.03.2006 - Tauchen
24.03.2006 - "Männer"
Den nachfolgenden Absatz sollten alle emanzipierten Frauen moeglichst ueberspringen.
Den nachfolgenden Absatz sollten alle emanzipierten Frauen möglichst überspringen.
RANGFOLGE DER DINGE, DIE EINEM PHILIPPINISCHEN MANN WICHTIG SIND
Zuallererst ist da der Kampfhahn. Der ist eines jeden Filipinos Ein und Alles und wird täglich gehegt und gepflegt. Sollte es mal zu einem Hausbrand kommen, wird der auch zuallererst gerettet. Denn der Kampfhahn bringt Prestige und auch Geld (Wettlose) ein bei Wettkämpfen mit anderen Hähnen. Dann kommt eine Zeit lang nichts. Danach ist so man hat das eigene Fortbewegungsmittel wichtig, mit dem der Hahn zu den Wettkämpfen transportiert wird. Erst an dritter Stelle folgt der eigene Sohn, die Altersvorsorge, und erst sehr viel später die eigene Frau.
26.03.2006 - Dinner for Five
Viel Neues gibt's nicht zu berichten. Hier läuft jeder Tag gleich ab. Mal gehst du tauchen (wie z.B. gestern), mal liegst du nur faul am Beach (wie heute). Da bringt ein Abendessen mit vier Filipinas, die ich durch den Schweizer Beat kennengelernt habe, doch etwas Abwechslung ...
29.03.2006 - Jeepneys
JEEPNEY
Diese Sammeltaxis, eine Kreuzung aus einem US-Army-Jeep und einem Kleinlieferwagen mit zwei langen Sitzbänken, sind die populärsten Fortbewegungsmittel und kosten derzeit 7,5 Peso pro Fahrt (vor zwei Jahren noch 5 Peso). Das sind ungefähr 13 Cent. Die Jeepneys sind folkloristisch bunt bemalt, und die Kühlerhaube ist reichlich dekoriert. Die Fahrtstrecke ist außen angeschrieben, und gehalten wird immer, wenn jemand zusteigen will. Beim Aussteigen klopft man einfach an die Decke, dann hält der Fahrer an.
Sitzt man auf der langen Sitzbank weiter hinten, so gibt man einfach das Fahrtgeld dem Nebensitzer, der es bis zum Fahrer vorreicht. Das Wechselgeld wandert ebenfalls problemlos wieder zurück. Größere Gepäckstücke, Lasten oder auch Personen werden notfalls auf dem Dach untergebracht. Sicherheitsgurte gibt es für Fahrer und Beifahrer. Gurtpflicht besteht auch, nur dass die keiner befolgt.
Während einer Jeepney-Fahrt heute hat der Fahrer plötzlich aufgeregt "Belt, Belt" gerufen und sich schnellstmöglich während der Fahrt angeschnallt. Grund war eine Polizeikontrolle wenige hundert Meter voraus. Der Beifahrer hatte wohl noch nie einen Gurt angeschnallt und panisch versucht, damit zurechtzukommen. Zuletzt hatte er sich das Ding um den Hals gelegt und hätte sich beinahe stranguliert.
30.03.2006 - Weiterflug nach Bangkok
Bin wieder mal in Manila. Denn heute ist mein letzter Tag hier auf den Philippinen und damit auch der erste Teil der Reise zu Ende. Mit Kuwait Airways geht es heute Nacht von Manila nach Bangkok.
Obwohl das Gepäck beim Betreten des Flughafengebäudes durchleuchtet wird, wird es vor dem Airline-Schalter nochmals kontrolliert. Dabei sind zwei Angestellte eine Viertelstunde damit beschäftigt, zwei uralte, klapprige Klapptische aufzubauen. Aufgeklappt bleiben die selbst ohne Last kaum stehen. Um den Tischen mehr Stabilität zu verleihen, werden die mit zwei Rollen Paketklebeband versteift. In der Zeit hätte man locker fünf normale Tische heranschaffen können. Außerdem dauert es bestimmt doppelt so lange, das mühsam angebrachte Klebeband wieder zu entfernen. Die Tische ächzen unter der Last der schweren Koffer, halten aber vorerst stand ...
Hab ich auch noch auf keinem anderen internationalen Flughafen gesehen!
31.03.2006 - Phuket
Nach 2,5 Stunden Flugzeit setzt der Kuwait-Airbus frühmorgens um 01:30 Uhr Ortszeit am Don Muang Airport in Bangkok auf. Ich schnappe mein Gepäck und gehe die 500 m zum nahegelegenen Domestic Airport zu Fuß. Hier ist noch nichts los um diese Zeit. Also lege ich mich vor den Schalter von Nok Air auf den Boden, um zu schlafen.
Zwei Stunden später ist der besetzt, und ich habe Glück, denn gleich um 10 Uhr geht eine Maschine nach Phuket, wo ich meinen ehemaligen Arbeitskollegen Peter Pauli besuchen werde. Der betreibt dort am Patong Beach das Restaurant "Blue Marlin" (www.bluemarlin-phuket.com) in der Nanai Road 54.
Ich war letztes Jahr um diese Zeit, also nur sechs Wochen nach dem Tsunami, schon mal hier. Von dem merkt man jetzt überhaupt nichts mehr, ausgenommen ein paar Schilder mit Fluchtwegen Richtung höheres Gelände. Die hätte man sich auch schenken können, denn den angrenzenden Berg sieht man von überall aus. Es sind jetzt bestimmt wesentlich mehr Touristen hier als vor der Welle. Der ca. 2 km lange Sandstrand ist in vier Reihen zugepflastert mit Liegestühlen, Sonnenschirmen und fettbäuchigen Europäern, sodass man von der Beach Road aus kaum noch das Meer erkennen kann. Also nicht unbedingt das, was ich mir als Rucksacktourist unter Strandleben vorstelle. Werde hier also wohl nur eine kurze Zeit verweilen.
Bin jedoch am richtigen Wochentag hier angekommen, da freitags in Peters Restaurant immer "All You Can Eat BBQ" für 250 Baht stattfindet. Das heißt: Futtern bis zum Abwinken von allerbestem Thai- und europäischem Essen. Und das nach drei Wochen "Philippinenfraß".
01.04.2006 - Präsidentschaftswahlen in Thailand
Hab es heute doch geschafft, auf dem 2 km langen Beach eine kleine Stelle zu finden, wo noch kein Liegestuhl platziert war, und mich auf meinem Handtuch demonstrativ niedergelassen. Irgendwo hier in der Nähe muss es wohl eine größere Firma geben, die Liegestühle und Sonnenschirme am Fließband produziert und diese zu Spottpreisen auf den Markt bzw. Strand wirft.
Da morgen vorgezogene Präsidentschaftswahlen in Thailand sind, besteht ab heute 18 Uhr bis einschließlich morgen 24 Uhr striktes Verkaufsverbot sämtlicher alkoholischer Getränke. D.h., die Bars und Kneipen sind heute und morgen alle dicht. Der amtierende Ministerpräsident Thaksin, der momentan selbst Steuerhinterziehung größeren Ausmaßes beschuldigt wird, verspricht sich wohl ein "nüchternes" Wahlergebnis.
Wenn kein Alkohol verkauft werden darf, heißt das noch lange nicht, dass auch keiner konsumiert wird. Die allermeisten Thais werden wohl heute Abend auf Privatpartys die schon lange im Voraus gekauften Vorräte wegschlucken und morgen entweder besoffen, mit einem großen Kater oder überhaupt nicht zur Wahl erscheinen. Was das Wahlergebnis eher verzerrt als eine repräsentative Meinung wiederzuspiegeln.
Die Leidtragenden sind wieder mal die Touristen, die zwei Tage lang nicht zu ihrem wohlverdienten "Urlaubsbier" kommen. Zum Glück hat Peter jedoch einen Bekannten, der so weit hinten in Patong eine kleine Kneipe hat, dass sich dort hin nie ein Polizist verirrt. Bei dem haben wir dann abends unser Bier doch noch bekommen und noch Bundesliga live angeschaut.
02.04.2006 - Privatfete
Wenn schon alle Bars und Kneipen heute wegen der Wahl geschlossen sind, so besteht wenigstens die Möglichkeit, private Feten zu organisieren ...
04.04.2006 - Khao Sok National Park
Habe mich heute früh von Peter und Kob verabschiedet. Wollte Peter nicht zuvorkommen, denn der reist heute auch Richtung alte Heimat Deutschland für ein paar Wochen ab. Seine Frau Kob bleibt hier und schmeißt den Laden.
Ich bin mit dem Bus von Phuket über Khao Lak und Takua Pa zum Khao Sok National Park gefahren. In Khao Lak sieht man über ein Jahr nach der verheerenden Katastrophe, die der Tsunami hier angerichtet hat und hunderten von Menschen das Leben gekostet hat, kaum noch etwas.
Ich bin am Abend im Khao Sok angekommen und habe mich auf Empfehlung von Peter in den Riverside Cottages einquartiert. Die sehr schönen Hütten liegen in einem "gezähmten" Dschungelgarten direkt am Khao Sok River.
05.04.2006 - Khao Sok National Park
Die Hauptattraktion der Riverside Cottages ist nicht etwa die herrliche Lage am Fluss, sondern die aus dem Dschungel zugelaufenen Gibbon-Affen, die hier alles unsicher machen. Da darfst du überhaupt nichts liegenlassen. Diese Langfinger klauen dir wirklich alles, was auf dem Tisch liegt.
Füttern braucht man die nicht, denn die nehmen sich sowieso alles selbst. Insbesondere morgens beim Frühstück sind die in bester Laune. Sie setzen sich neben dich auf das Geländer oder gar auf den Tisch selbst, nehmen das Orangensaftglas, trinken es aus und werfen es auf den Boden. Und wenn man überhaupt nicht aufpasst, klauen sie einem die Früchte vom Teller. Zurückschlagen ist sinnlos, denn nach vollendeter Tat sind sie innerhalb von Bruchteilen von Sekunden unter dem Dach oder auf den nächsten Baum geklettert.
Einer deutschen Touristen haben sie sogar die Haare durchwühlt, um sie zu entlausen (kann mir bei meiner Haarpracht nicht passieren). Eine junge Thai haben sie ständig verfolgt, da die Angst vor ihr hatten, und dem Deutschen Karl hat einer die Brille von der Nase geklaut. Am schlimmsten erwischt es jeden Tag den kleinen Haushund, der nur mit den Affen spielen will. Ein Gibbon packt ihn am Schwanz, der andere an den Ohren, und dann wird der arme Hund in die Länge gezogen.
Nach dem Affenzirkus beim Frühstück habe ich die tags zuvor gebuchte Tour durch den Khao Sok National Park angetreten. Mit dabei sind noch Kurt und Karin aus dem Altmühltal. Der Nationalpark besticht durch eine gebirgige Landschaft mit überwucherten Kalkfelsen. Einer der wenigen in Thailand erhaltenen Regenwälder. In den Wäldern des Parks leben auch viele seltene Säugetiere, darunter Elefanten, Tiger, Leoparden und Asiatische Schwarzbären, von denen wir zum Glück keinem begegnen.
Denn wir konzentrieren uns auf eine Fahrt mit dem Longtailboot auf dem "Chiew Lan Lake", einem großen aufgestauten Süßwasserreservoir. Auch ein Höhlentempel in der Nähe des Sees ist unser Ziel.
Am Abend nehme ich den Bus ins 150 km entfernte Surat Thani und lasse mich an einem Reisebüro absetzen. Die erklären mir, dass die Nachtfähre nach Koh Phangan, mein nächstes Ziel, wegen zu hoher Wellen nicht fährt, und wollen mir ein teures Ticket mit dem Schnellboot andrehen. Doch in meinem Reiseführer wird bestätigt, dass hier "Abzocke" in großem Stil betrieben wird.
So gehe ich zum Pier, und tatsächlich, wie ich es vermutet habe: Die Fähre geht doch. Und das für günstige 250 Baht (ca. 5 Euro). Beim näheren Betrachten des Schiffes fällt auf, dass man das keinesfalls als Fähre bezeichnen kann. Ich würde es eher als ein zu einem Matratzenlager ausgebautes Fischerboot benennen. Wenn es ausgebucht ist, liegt man so eng am Nebenmann, dass kaum noch das Öl für die Sardinen dazwischen passt. Ein wahres El Dorado für Flöhe und sonstiges Ungeziefer. Hoffentlich geht das gut.
Habe vorsorglich meinen Rucksack abgeschlossen und mit einer Kette an die Reling gehängt. Wenigstens sind genug Rettungswesten vorhanden. Angesichts dieser Lage und der Tatsache, dass der Kutter erst um 23 Uhr ablegt, gehe ich nochmal von Bord zum Nachtmarkt nebenan und versuche mit zwei Singha-Bier und zwei Bananen die für die Überfahrt nötige Bettschwere zu erlangen.
Schon bei der Abfahrt wird Wasser aus dem Schiff gepumpt. Ich bewerte das mal nicht als schlechtes Omen. Allen Bedenken zum Trotz verläuft die Überfahrt sehr ruhig, und auch das Boot ist nur zu zwei Dritteln belegt. Gegen 6 Uhr morgens ist der Hafen von Tong Sala auf Koh Phangan erreicht.
06.04.2006 - Koh Phangan
Betrete zum ersten Mal seit 15 Jahren mal wieder die Insel Koh Phangan. Der Hafenort Tong Sala hat sich zu einem Touristenzentrum mit Internet, Banken, ATMs und vielen Einkaufläden gewandelt. Beim letzten Mal standen da ein paar spärliche Baracken und nur eine öffentliche Telefonzelle (die einzige der ganzen Insel). Also auch hier hat Multimedia Einzug gehalten.
Mit dem Pick-up geht's für 30 Baht an den Hat Rin Beach am südöstlichen Ausläufer der Insel. Dieser Strand ist vor allem wegen der allmonatlichen Full Moon Party bekannt. Dann nämlich werden hier bis zu zehntausend Rucksacktouristen und andere Schaulustige erwartet. Vollmond ist zum Glück erst kommende Woche, wenn ich nicht mehr hier sein werde. Aber auch die Halbmonde und Neumonde werden hier gefeiert. Eigentlich ist immer was los.
Auch die Polizeisperrstunde, die im ganzen Land um ein bzw. zwei Uhr morgens strikt eingehalten wird, interessiert hier keinen. In der Musik-Kneipe "Drop In" am Strand wird abgetanzt bis zum Morgengrauen. Für manche ist das auch besser so. Dann finden sie die Unterkunft leichter wieder.
Das Ganze erinnert so ein wenig an das Flair der Traveller-Szene im indischen Goa, ist aber insgesamt viel touristischer. Auch die billigen Bambushütten am Strand, die es bis vor ein paar Jahren hier gegeben haben soll, sind verschwunden und wurden durch neue, teils recht teure Bungalows ersetzt. Man bekommt hier kaum eine Unterkunft unter 400 Baht (ca. 10 Euro).
07.04.2006 - Partyinsel Koh Phangan
Habe ich mich am ersten Tag, als ich früh morgens hier angekommen bin, noch gefragt, ob ich wohl der einzige Tourist hier bin. Mittlerweile ist mir klar geworden, wie der Tagesablauf von sich geht:
Morgens schläfst du in der Hütte, nachmittags am Strand, und nachts steigt immer irgendwo 'ne Party. Nicht jedoch am Strand, sondern ein paar Kilometer landeinwärts im Dschungel, wo die Leute mit Pickups hintransportiert werden.
Mitten im Urwald haben die Organisatoren einen großen "Freilufttanztempel" aufgebaut. Schätze mal, so ungefähr zweitausend Leute sind dagewesen. Die für meinen Geschmack überlaute Techno-Musik ist nicht unbedingt mein Geschmack. Bin wohl auch schon ein bisschen zu alt für diese Musikrichtung.
08.04.2006 - Hat Rin auf Koh Phangan
08.04.2006 - Hat Rin auf Koh Phangan
Habe heute die Bekanntschaft von Ken aus Australien gemacht und mit ihm fast den ganzen Tag Billard gespielt. Der hat mich natürlich abgezogen, da mein Billardspiel nicht weit her ist. Außerdem wollte er für ein Billardturnier am Abend in einer Kneipe trainieren. Da hat er sich den falschen Sparringspartner ausgesucht, denn ich konnte ihn nicht wirklich fordern. Vielleicht hat er deswegen das Turnier auch nicht gewonnen.
09.04.2006 - Mit dem Nachtzug nach Bangkok
Auf der Überfahrt heute mit dem Schnellboot habe ich mal wieder ein seltenes Schauspiel erlebt: Vor und neben dem Boot sind längere Zeit fliegende Fische vorbeigesegelt. Die nehmen immer Anlauf im Wasser, um dann herauszuspringen und mehrere Sekunden lang flach über dem Meer zu "segeln".
10.04.2006 - Zurück in Bangkok
Um 6 Uhr früh fährt der Zug im Hua Lamphong Bahnhof in Bangkok ein. Ich nehme für 60 Baht ein TukTuk (dreirädriges Taxi) und lasse mich im Stadtteil Banglamphu nahe der Khao San Road am New Siam Guesthouse absetzen. Ein Fanroom kostet hier nur 250 Baht, das sind ungefähr 5 Euro.
Die Khao San Road, das frühere Zentrum der Rucksackreisenden, hat diesen Flair endgültig verloren, nachdem es, wie es den Anschein hat, an die beiden größten "Brausehersteller" der Welt vermarktet wurde. In der unteren Hälfte hängen Coca-Cola-Fahnen über der Straße, und in der oberen Hälfte Pepsi-Cola-Fahnen.
Aber deswegen bin ich nicht hergekommen. Denn nicht weit von hier liegt der buddhistische Tempel Wat Pho. Gleich daneben ist die Tempelschule, wo man traditionelle Thai-Massage erlernen kann. Ich buche einen fünftägigen Kurs, und gleich heute um neun Uhr früh ist Auftakt.
Wir sind in unserer Gruppe ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Australien, Japan, Spanien, Italien, Schweiz, England und natürlich Deutschland. Gleich am Abend treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen und ein paar Bierchen danach.
11.04.2006 - Thai Massage im Wat Po
Zweiter Kurstag heute im Wat Pho. Der Kurs beginnt immer morgens um neun und geht bis um vier Uhr nachmittags. Die eine Stunde Mittagspause verbringen wir bei leckerem Thai Food auf dem Dach der Tempelschule.
Zur Thai-Massage:
Die traditionelle Thai-Massage kann auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Sie ist eine Mixtur aus siamesischen, indischen und chinesischen Einflüssen. Es handelt sich nicht um eine Massage im "westlichen" Stil, wie sie z.B. in Europa bekannt ist, sondern im Wesentlichen um eine Druckmassage mit Stretching-Komponenten.
Bereits 1455 während der Ayutthaya-Periode wurde eine Massage-Abteilung gegründet. Nachdem die Burmesen 1767 die frühere Königsstadt Ayutthaya zerstörten, verordnete der damalige König Rama III. 1831, alles antike Wissen darüber im Tempel Wat Pho in Bangkok zu archivieren.
Nach der thailändischen medizinischen Theorie besteht der menschliche Körper aus der Seele und den vier Elementen Erde, Wasser, Wind und Feuer. Sind diese vier Elemente im Gleichgewicht, dann ist der Körper gesund. Wenn nicht, liegt eine Krankheit vor.
12.04.2006 - Prost Neujahr: Das Songkran-Fest
SONGKRAN FEST – AUSNAHMEZUSTAND IN BANGKOK
In Bangkok ist der Teufel los! Denn pünktlich um 17 Uhr hat heute die Tourismusministerin im Wat Pho das Songkran-Fest eröffnet. Das findet alljährlich vom 13.–15. April statt. Songkran ist besser bekannt unter dem Namen Thai-Neujahr.
Der April ist nämlich der heißeste Monat im Jahr, bevor die Regenzeit im Juni beginnt. In Bangkok sind's derzeit fast 40 Grad im Schatten. Das ganze Land klagt über die Hitze, und für die Bauern beginnt die Erntezeit.
Gerade weil es so heiß ist, bespritzen sich die Leute schon einige Tage vor Songkran mit Wasser. Tausende, vielleicht Hunderttausende vornehmlich junger Thais ziehen mit Spritzpistolen oder Wasserflaschen bewaffnet durch die Straßen und machen sich gegenseitig oder alle anderen, die ihnen in den Weg kommen, nass. Außerdem beschmieren sie sich die Gesichter mit weißer Farbe.
Durch die Straßen fahren Pickups mit Wassercontainer und jungen johlenden Leuten beladen. Es bleibt also wirklich kein Auge trocken. Denn getrunken wird auch nicht gerade wenig.
Auch wir "Farangs" (Ausländer) bleiben nicht verschont. Bin heute Abend klatschnass bis auf die Haut nach Hause gekommen. Das macht hier aber wirklich nicht viel aus, da man eh fast nichts anhat und es nachts auch noch um die 30 Grad warm ist. Unangenehm wird es nur, wenn man mit Eiswasser oder stinkendem Klongwasser übergossen wird.
Außerdem ist dieses Jahr noch das sechzigste Jubiläum der Krönung des Königs Bhumibol, was natürlich auch groß gefeiert wird.
13.04.2006 - Thai Massage Kurs und Songkran-Fest
HAPPY NEW YEAR THAILAND
Heut ist Thai-Neujahr. Habe vorher schon einiges über Songkran gehört. Das Fest selbst hat jedoch alle Erwartungen übertroffen. Gestern waren so viele Leute unterwegs, dass ich dachte, mehr geht wirklich nicht – heute sind's bestimmt doppelt so viele. Und das Fest geht ja noch zwei Tage…
Ich habe heute zum Abendessen mein Hotel bzw. Guesthouse nur mit Badehose und Badeschlappen bekleidet verlassen, weil spätestens nach 50 Metern bist du sowieso wieder nass. Also warum mehr Klamotten anziehen, als unbedingt nass werden muss?
14.04.2006 - Thai Masseur
Heute war der letzte Tag des fünftägigen Thai-Massage-Kurses. Vormittags haben wir nochmals geübt und wiederholt. Am Nachmittag mussten wir dann eine praktische Prüfung über das Gelernte ablegen. Habe die sogar bestanden und bin nun zertifizierter Masseur für traditionelle Thai-Massage.
15.04.2006 - Auf dem Weekend Market
Heute ist mein letzter Urlaubstag – leider! Bin vormittags mal wieder den Königstempel Wat Phra Keo besichtigen. Wegen des Songkran-Festes kostet es heute keine Eintrittsgebühr. Das haben aber außer mir noch hunderte von Thais und vor allem Japaner mitbekommen und ebenfalls den Tempel „gestürmt“, sodass es auch dort vorbei ist mit der Ruhe.
Bin anschließend ab Siam Center mit dem SkyTrain zum Shoppen an den Weekend Market rausgefahren (Endstation Mo Chit). Der Markt heißt so, weil er nur samstags und sonntags stattfindet. Der ist ziemlich groß, nimmt ungefähr die Fläche von drei Fußballfeldern ein. Hier gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt. Über Klamotten, Schuhe, Haushaltswaren bis hin zu Fischen und Haustieren. Und alles wesentlich günstiger als in der Stadt. Lohnt sich wirklich!
Heute ist nicht nur mein letzter Urlaubstag, sondern auch der letzte Tag von Songkran. Nach vier Tagen durchnässter Kleidung geht mir das Ganze langsam auf den Wecker. Weiß noch nicht, wie ich heute Abend trocken zum Flughafen kommen soll…